Projektzusammenfassung
60 Hektar Land im Grenzgebiet des Maputo Naturschutzgebiets wurden durch das Abtragen von Sand für den Bau einer Straße, die Maputo Stadt mit der Küstenstadt Ponto do Ouro verbindet und durch den Distrikt Matutuine führt, schwer geschädigt. Die verwüsteten Böden und der illegale Abbau von weiterem Sand auf den offenen Flächen verhindern das Ansiedeln von wertvoller Flora und Fauna.
Als Pilotprojekt soll Bambus für die ökologische Wiederherstellung von 12 Hektar degradiertem Land angepflanzt werden. Ein Mischwald aus endemischen und exotischen Bambusarten mit an die Mikroökologie der Landschaft angepassten Eigenschaften, wird helfen, die Bodenstabilität wiederherzustellen und Artenvielfalt zu erhöhen. Im nächsten Schritt sieht das Projekt die Einrichtung eines Parks mit Freizeiteinrichtungen innerhalb des Bambuswaldes vor, wodurch Arbeitsplätze und Einkommen für die lokale Bevölkerung ermöglicht werden
Land
Mosambik
Stutus
Ongoing since 2024
Budget
18200
Dokumente
Partner
Ursula Merz Stiftung
Projektziele
1. Rehabilitierung der Landschaft und syntrophische Aufforstung mit Bambus: Anpflanzung von 4000 Bambuspflanzen, 800 endemischen Arten und 800 Windbrecherarten entlang der Grenzen des Zielgebietes
2. Befähigung der Gemeinde und Schaffung von Arbeitsplätzen: Aufbau von Kapazitäten und Involvierung der lokalen Gemeinschaften in nachhaltigen Bambusanbau und -management
3. Wirtschaftliche Wertschöpfung: Schaffung von Arbeitsplätzen durch die nachhaltige Bewirtschaftung des Parks und Erschließung des wirtschaftlichen Potentials von Bambus, um eine Grundlage für die Wertschöpfungskette von Bambus zu schaffen.
Paulino Botao ist der Projektleiter und Initiator des Matutuine Bambus Park Projekts. Paulino hat in Indien und Portugal Tourismus und Ökologie studiert. Er hat vor 12 Jahren begonnen Bambus in Mosambik zu züchten und Anbauversuche mit verschiedenen Sorten durchzuführen, um zu testen wie diese auf unterschiedliche ökologische Bedingungen reagieren. Auf seinem bisher 3 Hektar großen Anbaugebiet nicht weit von dem Projektort ist ein Mischwald aus mehrjährigen Bambus und einjährigen Kulturpflanzen entstanden, der mehreren Haushalten im Ort Einkommen verschafft. In seiner Masterarbeit an der Universität in Lissabon hat er ein sechseckiges Haus aus Bambus entworfen, dass den stärksten Tropenstürmen stand hält. An der Hochschule Rhein-Main assistiert er seit 2023 Prof. Sascha Luipold als Gastdozent an der Fakultät für nachhaltige Architektur. Paulino wohnt zur Zeit in Frankfurt aber verbringt ein Viertel des Jahres in Mosambik.
Seit ca. 2 Jahren arbeitet Paulino mit dem Weltweit e.V. zusammen. Seine Vision besteht darin, die Menschen in seiner Heimat auf den Klimawandel vorzubereiten und sie vor dessen extreme Auswirkungen wie den nun mehr seit Jahren wiederkehrenden Zyklonen widerstandsfähiger zu machen. Das hier beschriebene Bambuspark-Projekt ist ein wichtiger Bestandteil seiner größeren Forschungs- und Entwicklungsinitiative, die die Einrichtung eines modernen Forschungszentrums vorsieht. Das geplante Bamboo Research and Training Center soll als Inkubator für Innovationen dienen und sich auf den Anbau und die Untersuchung widerstandsfähiger Pflanzenarten konzentrieren, die im einzigartigen Klima Mosambiks gedeihen können. Siehe: https://welt-weit.org/project/bambus-bildungs-und-forschungszentrum-mosambik/
Der Bezirk Matutuine im südlichen Mosambik hat eine große ökologische Bedeutung, weil er eine Pufferzone zwischen dem Naturschutzgebiet Maputo und der bei Touristen beliebten Küstenstadt Ponta do Ouro darstellt. In einem Umkreis von 20 km wurden hier jedoch mehr als 60 Hektar Land durch Abtragen des Bodens für den Straßenbau verwüstet, was zu starker Erosion und einer erhöhten Anfälligkeit für weiteren illegalen Sandabbau führt. Die Gebiete sehen aus wie verlassene und ungeschützte Baugruben und ziehen Bauunternehmen und private Bauherren an, um sich umsonst mit Bau-Sand einzudecken. Diese fortwährende Ausbeutung bedroht nicht nur die Stabilität der neuen Straße, sondern gefährdet auch die Erneuerung des Ökosystems und die lokale biologische Vielfalt. Die lokalen Behörden und die Nationalparkverwaltung haben nicht genügend Ressourcen, um die Gruben abzusperren oder auf andere Weise vor Raubbau zu sichern. Solange die offenen Flächen aufgrund fehlender Renaturierung oder anderer Nutzung unbeachtet bleiben, werden Menschen ihren wachsenden Bedarf an Baumaterial dort decken und der eigentliche Zweck des Naturschutzes für das Gebiet kann nicht erfüllt werden.
Im Zuge einer Konferenz, die Paulino mit seiner Ngo ASSAMBA Ende 2023 organisiert hatte, wurden die degradierten Flächen auf Einladung der Nationalparkbehörde besichtigt und daraufhin erste Pläne zu dessen Wiederherstellung entworfen. Partner und erste Finanzierungszusagen für das Projekt konnten noch während der Konferenz gesichert werden. Der nun geplante Bambuspark auf dem ein Mischwald aus Bambus und einheimischen Baumarten wachsen soll, rehabilitiert nicht nur die verödete Fläche, sondern stärkt auch das angrenzende Ökosystem des Nationalparks, wodurch das Refugium für Wildtiere und teils endemische Pflanzen erweitert wird. Außerdem soll er als eine Art Außenbereich des geplanten Bamboo Training and Research Center fungieren, in dem Pflanzengesellschaften mit verschiedenen Bambussorten erprobt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden können. Die Projektziele sind im einzelnen:
1. Revitalisierung der Flächen: Das Hauptanliegen des Bambuspark-Projekts ist die Renaturierung von 12 Hektar degradiertem Land, mit dem Ziel der Wiederherstellung der Bodenintegrität, der Verbesserung der Artenvielfalt und der Schaffung eines natürlichen Schutzes gegen Erosion.
Ein Bambuswald, gepflanzt aus 5600 Setzlingen, wovon 800 Pflanzen aus einheimischen Arten und 800 aus Arten speziell geeignet für den Windschutz sich zusammen setzen, soll auf der Fläche entstehen. Es werden 6 endemische Baumarten und 9 Bambusarten gemischt. Angelegt wird der Mischwald nach dem Prinzip der synoptischen Land- bzw. Forstwirtschaft wobei viele Arten mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften (Höhe und Größe) und Lebenszyklen auf sehr dichtem Raum gepflanzt werden. Es entsteht also keine Bambusmonokultur, sondern es wird eine biologische Vielfalt in dem Gebiet gefördert, wodurch sich Rückzugsmöglichkeiten für bedrohte Arten und ein Habitat für Ameisen, Käfer, Bienen, Fröschen, Schlangen, Vögel, Affen usw. bildet.
2. Aufklärung und Bildung: Der Bambuspark ist als Lehrpark konzipiert, er soll die Öffentlichkeit über die Vorteile von Bambus bezüglich seiner ökologischen Eigenschaften und der Möglichkeiten seiner Weiterverarbeitung aufklären. Es werden Wege angelegt, auf denen Tagesbesucher die Wuchsformen und Habitate verschiedener Bambusarten in der Gemeinschaft anderer Nutzpflanzen erkunden können. Dadurch soll erreicht werden, dass sich in der Bevölkerung ein neues Bewußtsein gegenüber Bambus als Nutzpflanze bildet. Bisher ist die vorherrschende Ansicht, das Bambus ein Unkraut und Baumaterial der Armen ist.
3. Befähigung der Gemeinde: Der Bambuspark dient dem Aufbau von Kapazitäten und der Einbindung der lokalen Gemeinschaften in den nachhaltigen Bambusanbau und die Bewirtschaftung. In dem Park werden nach seiner Fertigstellung Workshops zum Beispiel zur Produktion von Biokohle aus Bambus als Düngerersatz angeboten. Weil Bambus durch sein geringes Gewicht leichter für Frauen zu verarbeiten ist als anderes Holz, wird ein besonderer Wert in den Schulungsprogrammen auf die Stärkung von Frauen und marginalisierten Gruppen gelegt.
4. Wirtschaftliche Wertschöpfung: Das Projekt zielt darauf ab, durch die Bewirtschaftung des Bambuswaldes Arbeitsplätze zu schaffen und eine Grundlage für die lokale Industrie für Bambusprodukte zu schaffen. Daher wird es neben den Gehwegen für Besucher auch Wirtschaftswege durch den Park geben, über die der gesamte Mischwald nachhaltig bewirtschaftet wird. Die Nutzung von geerntetem Bambus als Bau- und Brennstoff entlastet die umliegenden Flächen, denn dort werden bisher wilde Obstbäume für die Holzkohleproduktion gefällt. Die angelegten 12 Hektar Mischwald werden keine enorme Erleichterung und zusätzliche Einkommen bei der Bevölkerung bringen. Vielmehr dienen sie als Demonstrationsfläche für das wirtschaftliche Potential von Bambus.
Die ausführenden Partner in diesem Projekt sind:
- ASSAMBA: Als Durchführungspartner wird ASSAMBA in erster Linie für das Gesamtmanagement des Projekts verantwortlich sein. Dazu gehören der Anbau von Bambus und anderen Arten, die Verwaltung der Landschaftsarchitektur des Parks und die Durchführung von Umweltberatungen. ASSAMBA wird auch bei der Einbindung der Bevölkerung und bei Schulungsmaßnahmen federführend sein, um die langfristige Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten.
- APAM (Maputo Environmental Protection Area): APAM spielt eine entscheidende Rolle bei der Zuweisung von degradiertem Land für das Projekt und bei der Erleichterung der Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften. Ihre etablierten Beziehungen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden werden von unschätzbarem Wert sein, um die Akzeptanz und den Erfolg des Projekts an der Basis zu gewährleisten.
- ABIODES (Associação para Desenvolvimento Sustentável): ABIODES wird sein Fachwissen über agrarökologische Praktiken einbringen, insbesondere im Bereich der syntropischen Landwirtschaft und der Eindämmung der Bodenversalzung. Wir sind sehr froh über den Kontakt zu ABIODES, der durch unser anderes Projekt zu Salzbodenmanagement zustande gekommen ist. Der Projektleiter Jakob Herrmann und sein Team an der Universität in Maputo ist ebenfalls sehr interessiert, durch dieses Projekt Erkenntnisse über das Potential von Bambus zur Regulierung des Salzgehaltes in Böden zu gewinnen. Erkenntnisse aus beiden Projekten können so vom jeweiligen anderen Projektteam verwertet werden. Das schon bestehende Wissen von ABIODES wird entscheidend sein, um die ökologische Lebensfähigkeit und Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten.
Dieses Vorhaben ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein sozioökonomisches Unterfangen. Die Einrichtung des Parks wird Erholungs- und Bildungseinrichtungen umfassen, die zum Engagement der Gemeinschaft, zu Beschäftigungsmöglichkeiten und zur nachhaltigen Einkommensbildung beitragen. ASSAMBA wird einen 15-jährigen Bewirtschaftungsplan für den Bambuswald ausarbeiten, in dem bewährte Praktiken unter der Aufsicht von APAM und anderen relevanten Regierungsinstitutionen umgesetzt und überwacht werden. Nach diesem Zeitraum soll die Verwaltung des Projekts an die APAM übergeben werden, die formell von Beginn an die förmliche Verantwortung über das Projektgebiet inne hat. Dadurch dass Bambus extrem schnellwüchsig ist kann schon nach dem ersten Jahr ein Großteil der Pflege- und Betreiberkosten des Parks durch die kommerziellen Aktivitäten getragen werden. Außerdem bietet sich an, den Park zu einem Ausflugsort für Vogelbeobachtungen auszubauen, da sich schon jetzt in und um die Wasserlöcher interessante Ökosysteme gebildet haben, die Vögel und damit auch Vogelliebhaber aus dem sehr nahen Südafrika anziehen.