Weltweit – Gesellschaft zur Förderung lokaler Initiativen e. V. Weltweit e. V.

Wege zur freudvollen Integration

Projektzusammenfassung

„Wege zur freudvollen Integration“ ist eine von integrierten afghanischen Diaspora-Mitgliedern geleitete Mentoren-Initiative zur Unterstützung neu angekommener afghanischer Geflüchteten und Asylbewerber in Deutschland. Das Projekt beschleunigt den Integrationsprozess und verkürzt die Zeit, die Flüchtlinge für den Einstieg in den Arbeitsmarkt benötigen, von 5-7 Jahren auf etwa 2 Jahre. Durch einen gemeinschaftsorientierten Ansatz werden zentrale Herausforderungen wie Stress, Kulturschock, Sprachbarrieren und Misstrauen gegenüber öffentlichen Einrichtungen angegangen, um eine reibungslosere und positivere Integration zu fördern.

Das Projekt konzentriert sich auf maßgeschneiderte Unterstützung, ermittelt die individuellen Bedürfnisse, bietet gezielte Schulungen und Workshops an und erstellt für jeden Teilnehmenden einen persönlichen Integrationsfahrplan. Indem die Initiative Flüchtlinge dazu befähigt, Hindernisse zu überwinden und ihr Potenzial zu entfalten, verwandelt sie den traditionell schwierigen, oft schmerzhaften und kostspieligen Integrationsprozess in eine schnellere und freudigere Reise und hebt die Flüchtlinge als wertvolle Mitglieder der deutschen Gesellschaft hervor.

Global Goals

Projekt Manager

Land

Germany

Status

laufend

Budget

Euro 400,600

Partner

  • Bakhtar Institute

  • QAND (Qawma Akademiker Netzwerk in Deutschland)

Projektziele

  • Durchführung einer umfassenden Bedarfsanalyse innerhalb der ersten drei Monate nach Projektbeginn durch Einzelinterviews und Fokusgruppendiskussionen (FGDs) mit 300 neu angekommenen afghanischen Flüchtlingen, um die wichtigsten Herausforderungen, Bedürfnisse und Ausbildungsanforderungen für ihre erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu ermitteln.

  • Durchführung von insgesamt 48 Orientierungsworkshops während der Projektlaufzeit (24 pro Jahr), die sich auf Themen konzentrieren, die in der Bedarfsanalyse ermittelt wurden, z. B. deutsche Gesetze, Kultur, öffentliche Einrichtungen und wichtige öffentliche Dienstleistungen.

  • Entwicklung und Durchführung von 30 vertrauensbildenden und anpassungsfördernden Schulungen (15 pro Jahr), um bei neu angekommenen Flüchtlingen Vertrauen und eine positive Wahrnehmung der deutschen öffentlichen Einrichtungen, einschließlich Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Demokratie und guter Staatsbürgerschaft, zu fördern.

  • Erleichterung des gesellschaftlichen Engagements und des kulturellen Austauschs, um den sozialen Zusammenhalt durch die Förderung von Verbindungen zwischen neu angekommenen Flüchtlingen und lokalen Gemeinschaften zu stärken.

  • Erstellung und Implementierung personalisierter Integrationspläne, die auf die individuellen Ziele jedes Teilnehmers zugeschnitten sind und klare und umsetzbare Schritte für die Integration vorgeben.

Wege zur freudvollen Integration ist Mustafa Nasiris Vision für eine reibungslosere Integration von angekommenen afghanischen Geflüchteten in Deutschland. Mustafas eigene Reise begann im Juni 2019, als er nach Deutschland migrierte, getrieben von dem Streben nach akademischer Exzellenz. Dank eines Vollstipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nahm er ein Promotionsstudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen auf. Diese Möglichkeit markierte einen Wendepunkt in seinem Leben, da er seine Position als Projektmanager bei einem Projekt der Asiatischen Entwicklungsbank in Kabul, Afghanistan, aufgab, um stattdessen ein Promotionsstudium in Deutschland zu verfolgen. Inzwischen hat er seine Dissertation abgeschlossen und bereitet sich auf die Verteidigung seines Abschlusses vor. Seine Doktorarbeit befasst sich mit Agrar- und Verhaltensökonomie.

Zwei Jahre später, im August 2021, erlebte Afghanistan eine verheerende politische Umwälzung mit dem Zusammenbruch seiner republikanischen Regierung und dem Aufstieg der Taliban. Diese Krise zwang Millionen zur Flucht aus ihrer Heimat, darunter auch Mustafas Familie – seine Eltern, sechs Geschwister und weitere Verwandte wurden über ein Regierungsprogramm nach Deutschland evakuiert. Während die afghanische Diaspora in Deutschland von etwa 300.000 im Jahr 2021 auf etwa 420.000 im Jahr 2024 anwuchs, wurde Mustafa aus erster Hand Zeuge der Herausforderungen, denen neu angekommene Geflüchtete gegenüberstanden.

Während Mustafas eigene Migrationserfahrung durch sein Stipendium und institutionelle Unterstützung erleichtert wurde, engagierte er sich schnell, um seiner Familie zu helfen, die Komplexität der Neuansiedlung und Integration zu bewältigen. Er erkannte, dass afghanische Geflüchtete häufig mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert sind, die über die reine Asylsuche hinausgehen. Diese Herausforderungen umfassen Kulturschocks, Sprachbarrieren, bürokratische Hürden, Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche und soziale Akzeptanzprobleme. Viele Geflüchtete bringen zudem eine Überlebensmentalität und ein mangelndes Vertrauen in öffentliche Institutionen aus ihrer Heimat mit.

Als Reaktion auf diese Herausforderungen schloss sich Mustafa mit anderen afghanischen Fachkräften zusammen, die erfolgreich in die deutsche Gesellschaft integriert waren, um QAND (Qawma Akademiker Netzwerk in Deutschland) zu gründen. Dieses Netzwerk aus über 800 afghanischen Akademikern und Fachleuten hat es sich zum Ziel gesetzt, neu angekommene Migranten auf ihrem Integrationsweg zu unterstützen.

Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen und inspiriert von einem Mentorenprogramm, an dem er während seines Masterstudiums in Japan (2014–2017) teilnahm, initiierte Mustafa ein Mentorenprogramm für seinen Bruder Ali Sina Nasiri. Unter Mustafas Anleitung erreichte Ali Sina das C1-Niveau in Deutsch und sicherte sich innerhalb von zwei Jahren eine Vollzeitbeschäftigung – ein Prozess, der für die meisten Geflüchteten in der Regel fünf bis sieben Jahre dauert.

Dieser Erfolg führte Mustafa zur Entwicklung von „Wege zur freudvollen Integration“, einem mentorenschaftsbasierten Integrationsprogramm, das darauf abzielt, neu angekommene afghanische Geflüchtete zu unterstützen. Das Projekt hat nicht nur das Ziel, eine reibungslosere Integration in die deutsche Gesellschaft zu ermöglichen, sondern auch die Wahrnehmung afghanischer Geflüchteter zu verändern – von einer Belastung oder Bedrohung hin zu wertvollen Beitragsleistenden.

Das Programm umfasst drei Kernkomponenten:

  1. Bedarfsanalyse: Durchführung partizipativer Forschung durch Umfragen und Fokusgruppendiskussionen, um die dringendsten Herausforderungen der Geflüchteten zu identifizieren.
  2. Maßgeschneiderte Interventionen: Bereitstellung von essenziellem Wissen und Fähigkeiten durch zielgerichtete Workshops und Schulungen, darunter Orientierungsworkshops, Vertrauensaufbau- und Anpassungstrainings sowie Programme zur Förderung des Engagements in der Gemeinschaft.
  3. Personalisierte Integrationspläne: Erstellung individueller Pläne für jeden Teilnehmer, die Ziele, Ressourcen und Zeitpläne enthalten, die auf ihre individuellen Umstände abgestimmt sind.

Das zweijährige Projekt (Dezember 2024 – Dezember 2026) wird in Gießen/Frankfurt und Berlin in Zusammenarbeit mit zwei afghanischen Diaspora-Organisationen durchgeführt: dem Berliner Bakhtar-Institut und QAND. Erste Fundraising-Aktivitäten laufen über verschiedene Plattformen, und die erste Phase, die sich auf die Bedarfsanalyse konzentriert, soll Anfang 2025 umgesetzt werden.

Mustafas Vision für „Wege zur freudvollen Integration“ basiert auf der Überzeugung, dass afghanische Geflüchtete mit der richtigen Unterstützung und Mentorschaft ihre Herausforderungen überwinden und positiv zu ihren neuen Gemeinschaften beitragen können. Durch die Förderung eines Umfelds des Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen afghanischen Geflüchteten und der deutschen Gesellschaft strebt dieses Projekt nicht nur an, das Leben Einzelner zu verbessern, sondern auch eine inklusivere Zukunft für alle zu schaffen.

Discussing the project among members of over 15 Afghan diaspora associations during a Symposium in Berlin
Discussing the project among members of over 15 Afghan diaspora associations during a Symposium in Berlin

Standort